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Hilfe ich stinke! – und andere Erkenntnisse

  • Autorenbild: Thea
    Thea
  • 14. März 2020
  • 4 Min. Lesezeit


Eine Weile ist es her, Freunde.

Es ist höchste Zeit für ein Update bezüglich meines Auslandsjahres in England.

Es war eigentlich gar nicht geplant, dass ich während des Jahres nach Hause fahre. Aber ganz nach dem Motto „Life is what happens to you when you are busy making other plans” saß ich im Januar dann doch in einem Terminal im Heathrow Airport. Ich war erleichtert, dass fast alles reibungslos verlaufen war: Bus und Zug waren pünktlich abgefahren, ich hatte das richtige Terminal gefunden und mein Koffer war abgegeben. Auch der Sicherheitscheck war das übliche Prozedere: Jacken und Schuhe ausziehen, den Rucksack ausleeren, etc. etc. Als man mich dann fragte, ob ich ein Messer mitgenommen hätte, schaute ich den Beamten verblüfft an und versicherte ihm, dass ich ja wohl kein Messer mit ins Flugzeug mitnehmen würde. Zwei Minuten später belehrte er mich jedoch eines Besseren, als ich peinlich berührt mein Reisebesteck aus den Tiefen meines Rucksackes fischte. Da war es also! Das hatte ich ja schon ewig nicht mehr gesehen… Nach der Landung war ich dann doch ein bisschen aufgeregt. Wie es wohl sein würde, nach vier Monaten wieder nach Hause zu kommen? Zu meiner großen Überraschung und Freude hatte es meine Schwester geschafft mich mit dem Papa abzuholen! Was für ein Moment. Es fühlte sich total surreal an, als wir dann im Auto saßen und im Dunkeln über die Autobahn fuhren. Einerseits war alles total vertraut, das Auto, der Geschmack des Seezüngles (was mir meine total coole, nette Schwester neben meinen Lieblingssüßigkeiten und einem Buch mitgebracht hatte!) und natürlich der Papa und meine Schwester, sodass es sich anfühlte, als wäre ich nie weggewesen. Andererseits war ich geistig noch in England und irgendwie hatte ich mich weiterentwickelt. Das heißt, während sich alles äußerlich scheinbar überhaupt nicht (oder kaum) verändert hatte, kam ich mir im Inneren wie ein anderer Mensch vor. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen drastisch, aber es ist im Grunde ja auch verständlich: In den vorhergegangenen vier Monaten hatte ich mich eben doch weiterentwickelt und neue Erfahrungen gemacht, weshalb ich jetzt mit (leicht veränderten) anderen Augen auf das mir so sehr Vertraute schaute.

Zu Hause zu sein fühlte sich plötzlich wie ein Luxusurlaub an: Es war schön WARM und GEMÜTLICH, die Mama hatte sich mal wieder mit dem Abendessen und der Tischdeko selbst übertroffen und das Wasser! Ja das Wasser schmeckte plötzlich wie ein Zaubertrank, so ganz ohne Chlor. Das Wort „Heimaturlaub“ hat für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen.

Als wir dann zusammen auf dem Sofa saßen, zog allen ein eher unangenehmer Geruch in die Nase. Ich roch überhaupt nichts Besonderes. Auch die englischen Süßigkeiten, die ich meinem Vater mitgebracht hatte, hatten anscheinend einen seltsamen Beigeschmack. Allen außer mir war von Anfang an klar, dass dieser Geruch von mir ausging, allerdings sagten sie es mir erst am späteren Abend. „Thea, du stinkst!“ wäre ja auch nicht gerade die aller schönste Begrüßung gewesen. Dir ist doch bestimmt auch schon aufgefallen, dass alle Häuser und Wohnungen ihren eigenen Geruch haben. Nur den, der eigenen Wohnung nimmt man nicht war. Nun ja, so war es auch hier: da es im schlecht isolierten Haus meiner Gastfamilie häufig sehr kalt ist, riechen eben nicht nur die Räume, sondern auch die Klamotten, Haare, Bücher etc. nach nasskalter Höhle. Ein paar Mal duschen zu Hause und schon roch ich wieder frisch wie Zitrone und Lemongras (oder welchen Geruch das Duschgel zu der Zeit eben zu bieten hatte).

So wunderbar wie die Zeit zu Hause war, so schnell war sie auch wieder vorbei. Die vier Tage vergingen wie im Flug und schon saß ich wieder im Flieger zurück nach England. Ich hatte in den paar Tagen gar keine Zeit gehabt, über meine Rückkehr nachzudenken. Ein bisschen hatte ich die Befürchtung, dass mich das typische Sonntagabend Gefühl einholen könnte. Dieser Sonntagabend war mir besonders während der Internatszeit ein Graus gewesen, weil es vom gemütlichen Sofa zu Hause in den stressigen Internatsalltag zurück ging. So schlimm war es dann allerdings nicht, ich vermute, weil ich wusste, dass eine Konferenz von meiner englischen Organisation (Time for God) mit all den anderen Freiwilligen am nächsten Tag stattfinden sollte.

 

Und das Resumé?

Die Zeit zu Hause war sehr schön, sie hat mir neue Energie gegeben und ich war so froh, alle mal wieder zu sehen. Allerdings wurde mir in der Zeit auch vor Augen geführt, was ich alles vermisse (meine Familie, ein warmes, gemütliches Zuhause, das Essen, soziale Kontakte und allgemein die familiäre Atmosphäre). Das hat in den Wochen nach meiner Rückkehr dazu geführt hat, dass ich mein Zuhause ziemlich häufig vermisst habe, was vor meinem Besuch praktisch nie der Fall war. Da ich ja aus einem bestimmten Grund nach Hause gefahren bin, würde ich es zu diesem Zweck nochmal machen. Ansonsten würde ich es mir aber sehr gut überlegen. Im Moment hätte ich nämlich bestimmt Schwierigkeiten damit, wieder nach England zurückzugehen. Das ist allerdings eine andere Geschichte.

Was haben wir heute also gelernt, Freunde?


Vergesst euer Reisebesteck nicht im Rucksack!

Seid für jede Minute mit eurer Familie dankbar.

Wisst auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen: zum Beispiel das klare Wasser in Deutschland!


Ich habe versucht, mich kurz zufassen, weil mir neulich jemand gesagt hat, dass die Posts zu lang sind und man heute einfach nicht genügend Zeit hat um das alles lesen zu können. Ich hoffe, dass ihr die vier Minuten heute von eurem Tag entbehren konntet. Schreibt mir gerne Kritik in die Kommentare! Und falls euch nichts einfällt, dann etwas, wofür ihr dankbar seid.


Ganz liebe Grüße aus England!

Eure Thea.

3 Comments


antonia.fiegl
antonia.fiegl
Mar 24, 2020

Hey Thea, was du geschrieben hast, ist einfach so nachvollziehbar! Mir ging es ganz genauso, als ich am Mittwoch nach Hause geflogen bin. Außerdem musste ich bei der Story mit dem Messer so grinsen, weil das einfach so DU bist und ich es mir richtig vorstellen konnte :) Und die Atmosphäre, die du beschreibst, wenn du bei deiner Familie bist, klingt echt richtig schön. Ich habe total mitgefühlt bei allem was du geschrieben hast! Ich vermisse dich ♡

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Thea
Thea
Mar 14, 2020

@katharina.m97@gmx.at Hey! Ich arbeite hauptsächlich in einer Kirchengemeinde als "youth worker", helfe aber auch bei den Scouts (verschiedenen Pfadfindergruppen), in einer Schule beim Deutschunterricht und was eben noch so anfällt. Falls es dich genauer interessiert, kannst du gerne noch den ersten England Blogpost lesen. In den nächsten Tagen kommt aber auch noch der Halbjahresbericht :)

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katharina.m97
Mar 14, 2020

Was machst du so in deinem Auslandsjahr? Bist du als Aupair dort? 😊

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